Obwohl viele Geschlechter-Klischees wissenschaftlich nicht haltbar sind, ist es eine belegte Tatsache, dass Frauen eine höhere Lebenserwartung haben als Männer. Grund ist vermutlich ein höheres Gesundheitsbewusstsein von Frauen. Dies gilt jedoch nicht für Frauen mit Typ-1-Diabetes – sie verlieren im Vergleich zu Männern mit Typ-1-Diabetes mehr Lebensjahre. Warum ist das so?
Kurz und knapp – Fakt ist:
- Menschen mit Typ-1-Diabetes haben eine geringere Lebenserwartung als Menschen ohne Typ-1-Diabetes.
- Frauen mit Typ-1-Diabetes verlieren mehr Lebensjahre als Männer mit Typ-1-Diabetes.
- Im Schnitt haben Frauen mit Typ-1-Diabetes schlechtere Blutzuckerwerte als Männer.
- Genaue Ursachen für den höheren Verlust an Lebensjahren bei Frauen mit Typ-1-Diabetes sind (noch) nicht eindeutig bekannt.
Studienlage zum Thema Verlust von Lebensjahren mit Typ-1-Diabetes
Eine britische Studie hat die zukünftige Lebenserwartung von Menschen mit Typ-1-Diabetes dargestellt. Im Vergleich zur nicht an Diabetes erkrankten Bevölkerung haben Menschen mit Typ-1-Diabetes eine um 7,6 Jahre verkürzte Lebenserwartung. Dabei wurde festgestellt, dass Frauen im Vergleich zu Männern mit Typ-1-Diabetes mehr Lebensjahre verlieren. Im Detail ist der durchschnittliche Verlust an Lebensjahren bei Frauen mit Typ-1-Diabetes 21% höher als bei Männern.
Die genauen Gründe für den signifikant höheren Verlust an Lebensjahren unter Frauen mit Typ-1-Diabetes sind zum jetzigen Zeitpunkt noch wenig erforscht. Bei der unzureichende Studienlage wird unter anderem das Gender-Data-Gap bemängelt – Frauen im gebärfähigen Alter wurden/werden aufgrund des weiblichen Zyklus oder einer möglichen ungeplanten Schwangerschaft aus klinischen Studien häufig ausgeschlossen. In der Datenerhebung dominieren somit die Zahlen und Fakten zu männlichen Untersuchungsgruppen.
Vermutet wird, dass neben biologischen Faktoren auch soziale Faktoren und Verhaltensmuster zum Verlust der Lebensjahre beitragen. Zudem wird von einer häufig schlechteren Blutzuckerkontrolle bei Frauen mit Typ-1-Diabetes berichtet. Eine unzureichende glykämische Kontrolle erhöht das Risiko für diabetesbezogene Komplikationen. So könnten sich auch das um 27% erhöhte Risiko für einen Schlaganfall und ein 44 % erhöhtes Risiko für koronare Herzerkrankungen bei Frauen mit Diabetes gegenüber Männern erklären.
Eine optimale Blutzuckerkontrolle, um das Risiko von Folgeerkrankungen zu minimieren und damit auch das Mortalitätsrisiko zu senken, sollte in der Diabetestherapie also oberste Priorität haben.