Der Ramadan ist der heilige Fastenmonat im Islam, der gläubige Musliminnen und Muslime zum Fasten von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang auffordert. Für Musliminnen und Muslime mit Typ-1-Diabetes, die das Fasten praktizieren wollen, bedeutet das engmaschige Blutzuckerkontrolle und individuelle Insulindosisanpassung. Wir erklären, was du für das heilige Fasten beachten solltest.
Kurz und knapp – Wissenswertes zu Ramadan-Fasten mit Typ-1-Diabetes
- Gläubige Musliminnen und Muslime mit chronischen Erkrankungen wie Typ-1-Diabetes müssen nicht am Fasten teilnehmen, viele möchten das aber gerne.
- Schon in den Wochen vor Fastenbeginn, solltest du über dein Vorhaben mit deinem Diabetes-Team sprechen, um mögliche Komplikationen im Voraus zu erkennen und frühzeitig vorzubeugen.
- Wähle zu den Mahlzeiten möglichst viele gesunde Komponenten, wie Gemüse, Salat und Vollkornprodukte.
- Bei gesundheitlicher Gefährdung ist es immer erlaubt, das Fasten abzubrechen. Solltest du Symptome einer Über- oder Unterzuckerung verspüren, handle verantwortungsvoll im Sinne deiner Gesundheit.
Insulinanpassung während des Ramadans.
Während des heiligen Fastenmonats wird tagsüber weder gegessen, getrunken oder geraucht noch werden Medikamente eingenommen. Ab der Pubertät entscheiden gläubige Musliminnen und Muslime, ob sie während des Ramadans am Fasten teilnehmen möchten.
Die Teilnahme an der Fastenzeit während des Ramadans ist Menschen mit chronischen Erkrankungen selbst überlassen. Mit Typ-1-Diabetes gehörst du zur Personengruppe mit hohem bis sehr hohem Gesundheitsrisiko. Ärztlich wird vom Fasten abgeraten, vor allem dann, wenn dein Blutzuckerwert nicht optimal eingestellt ist, du gesundheitliche Probleme hast oder schon Folgeerkrankungen des Diabetes bestehen. Ebenso sollten schwangere Frauen, auch ohne Typ-1-Diabetes, nicht fasten.
Wenn du mit Typ-1-Diabetes während des Ramadans fasten möchtest, solltest du dich vorab von deiner Ärztin/deinem Arzt untersuchen und deinem Diabetes-Team beraten lassen. Von der „Internationalen Diabetes Federation“ (IDF) und der „Diabetes and Ramadan International Alliance“ (DaR) wurde eine Leitlinie erstellt, die die adäquate Beratung durch dein betreuendes Team unterstützt. In den Leitlinien sind Insulinanpassungen dargestellt, die bei der individuellen Umsetzung helfen können.
Allgemein gilt: durch die Umstellung des Ernährungsverhaltens wird das Basalinsulin entsprechend dem Nüchternblutzucker angepasst, um eine Hypoglykämie über die Fastenzeit am Tag zu verhindern. Bei Erwachsenen mit guter Glukosekontrolle wird die Insulindosis um ca. 30-40 % reduziert. Das Bolusinsulin wird wie üblich kalkuliert. Dabei ist zu beachten, dass der Blutzuckerspiegel vor dem Iftar, der Mahlzeit nach Sonnenuntergang, in etwa dem Zustand vor dem Frühstück außerhalb des Ramadans entspricht. Für die Mahlzeit vor der Morgendämmerung, Sahur, wird die Bolusmenge reduziert, um das Risiko einer Unterzuckerung am Tag zu vermeiden. Eine individuelle Anpassung der Insulindosis erfolgt anhand der selbst oder durch CGM-Systeme gemessenen Blutzuckerwerte.
Lebensmittelauswahl bei Typ-1-Diabetes während des Ramadans
Durch das Auslassen der Mahlzeiten am Tag, ist man während des Ramadans geneigt, große Mengen an Speisen in kurzer Zeit zu essen. Vorsicht ist bei besonders energiereichen Speisen mit ungesunden Fetten und freien Zuckern geboten, da sie sich negativ auf den Blutzuckerspiegel auswirken.
Um eine nächtliche Überzuckerung zu vermeiden, sollte auch in der Fastenzeit eine gesunde und ausgewogene Lebensmittelauswahl angestrebt werden. Am Abend, nach Sonnenuntergang, sind fettarme Speisen wie Gemüse, Obst, Salat und helles Fleisch geeignet, da sie den Stoffwechsel wenig belasten. Vor der Morgendämmerung empfehlen sich Speisen mit komplexen Kohlenhydraten und Ballaststoffen, wie Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte, die möglichst lange sättigen.
Achte neben einer ausgewogenen Lebensmittelauswahl auf ausreichend Flüssigkeitszufuhr in der Zeit zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang. Wähle hier am besten Wasser oder ungesüßten Tee.
Zudem gilt folgendes zu beachten:
- Durch die Umstellung des Essverhaltens ist das Risiko einer Unterzuckerung am Tag oder einer Überzuckerung in der Nacht erhöht, daher solltest du die Warnsignale deines Körpers gut kennen.
- Überprüfe deinen Blutzucker regelmäßig. Die Nutzung von CGM-Geräten zur kontinuierliche Glukosemessung wird empfohlen. Es ist wichtig, dass du eine individuelle Insulindosisanpassung vor dem Fasten mit deinem Diabetes-Team besprichst.
- Leichte bis moderate Bewegung ist auch während des Fastens sinnvoll. Sehr anstrengende Tätigkeiten solltest du aussetzten, da tagsüber auch keine Flüssigkeitszufuhr erlaubt ist.
- Beziehe Personen in deinem nahen Umfeld mit ein. Sie sollten über deine Fastenteilnahme Bescheid wissen und darüber, wie sie in Notsituationen handeln müssen.
Bei Unwohlsein, Symptomen einer Über- oder Unterzuckerung, Blutzuckerwerten <70 mg/dl (3,9 mmol/l) oder >300 mg/dl (16,6 mmol/l) oder einer akuten Erkrankung sollte das Fasten unbedingt abgebrochen werden.
https://www.diabetesde.org/ramadan-fasten
https://www.diabinfo.de/leben/diabetes-im-alltag/ramadan.html
https://www.diabetes-news.de/leben-mit-diabetes/diabetes-ramadan
https://www.gelbe-liste.de/diabetologie/diabetes-und-ramadan
https://www.diabetes-news.de/nachrichten/fasten-im-ramadan-auch-bei-diabetes-moeglich