(Heil)Fasten mit Typ-1-Diabetes

Der Jahresbeginn ist für viele Menschen die Zeit des Neuanfangs. Um ihrem Körper und Geist etwas Gutes zu tun, legen einige Menschen zum Jahresauftakt eine Fastenzeit ein. Menschen mit Typ-1-Diabetes sollten sich jedoch nicht auf eigene Faust an strenge Fastenprotokolle wagen, die den Verzicht auf Nahrung beinhaltet. Wir erklären warum.  

Kurz und knapp – Wissenswertes zu Fasten und Typ-1-Diabetes

Warum fasten Menschen?

Fasten mit dem Verzicht auf Nahrung und/oder Getränke hat vor allem in den Religionen eine lange Tradition. So kennt man im Christentum das 40-tägige Fasten vor Ostern oder den Ramadan im Islam, in dem nur zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang Speisen und Getränk zugeführt werden dürfen. Durch den Verzicht sollen sich Gläubige in der Fastenzeit mehr auf den Glauben konzentrieren und Gott näherkommen.

Das therapeutische Fasten sieht den strengen Verzicht auf Nahrung über einen gewissen Zeitraum vor. Auch wenn es wissenschaftlich dafür wenig Belege gibt, soll dadurch der Körper „gereinigt“ und von Giftstoffen befreit werden. Es ist ratsam, sich vor dem Fastenbeginn ärztlich untersuchen zu lassen. Bei gesundheitlichen Problemen wird vom Fasten abgeraten bzw. sollte nur unter ärztlicher Aufsicht gefastet werden.

Einige Menschen nutzen das Fasten beispielsweise als Startschuss für die Umstellung auf eine ausgewogenere Ernährung oder allgemein einen gesünderen Lebensstil. Häufig kommen dann, neben dem Verzicht auf Nahrung, auch Meditationen und Aufmerksamkeitstrainings zum Tragen.

(Heil)Fasten mit Typ-1-Diabetes?

Die Deutsche Diabeteshilfe rät Menschen mit Typ-1-Diabetes dringend vom Fasten mit Verzicht auf Nahrungsaufnahme ab. Ohne eine geregelte Nahrungsaufnahme und damit verbundene regelmäßige Insulingaben ist das Risiko für schwere Hypo- oder Hyperglykämien oder einer Ketoazidose stark erhöht.

Eine kürzlich veröffentlichte Studie, in der eine Gruppe von 20 Studienteilnehmer:innen mit Typ-1-Diabetes bei einer 7-tägigen Fastenintervention nach Buchinger eng begleitet wurden, kommt dagegen zu einem spannenden Ergebnis: bei entsprechender täglicher Insulinanpassung und psychosozial-medizinscher Begleitung ist Fasten nach Buchinger möglich und kann das Wohlbefinden steigern. Das Augenmerk lag hier auf der strengen medizinischen Begleitung der Gruppe. Die Fastenintervention wurde in der Gruppe gemeinsam in einer dafür vorgesehenen Lokalität durchgeführt. Zu jedem Zeitpunkt der Intervention war (medizinisches) Personal vor Ort.

Beim Buchinger Fasten wird auf feste Nahrung verzichtet und dem Körper täglich 2-3 Liter Flüssigkeit in Form von Wasser, Tee oder klaren Brühen zugeführt. Dem Voraus gehen so genannte Entlastungstage, an denen die Nahrungszufuhr schon sehr eingeschränkt wird, gefolgt von einer Darmreinigung. Neben dem Fasten zählen therapeutische Einheiten wie Kneipp Behandlungen, Massagen, Bewegung/Sport oder Saunagänge zum Interventionsprogramm. Am Ende der Fastenperiode findet das Fastenbrechen statt und soll langsam in eine gesunde und ausgewogene Ernährung übergehen.

 

Es wird davon abgeraten, ein solch strenges Fastenprotokoll bei manifestiertem Typ-1-Diabetes eigenständig durchzuführen. Es spricht jedoch nichts dagegen, auf eine gesunde und bewusste Ernährungsweise umzustellen. Achte dabei darauf, dass du deinen Blutzuckerwert noch engmaschiger kontrollierst und du deine Insulindosis dem neuen Lebensstil anpasst. Bevor du Änderungen in deiner Ernährung oder deinem Bewegungsverhalten vornimmst, besprich diese immer mit deinem betreuenden Diabetes-Team. Gemeinsam könnt ihr euch ein für dich geeignetes Konzept überlegen.

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