Je älter dein Kind mit Typ-1-Diabetes wird, desto mehr wirst du die Verantwortung über die Diabetestherapie in seine Hände legen. In jungen Jahren und auf dem Weg des Älter-werdens können digitale Begleiter helfen, dein Kind unabhängiger werden zu lassen.
Kurz und knapp – wissenswertes zur digitalen Diabetestherapie
In den vergangenen Jahren hat die moderne Technologie enorme Fortschritte in der individualisierten Diabetestherapie erreicht, die die Behandlung des insulinpflichtigen Diabetes enorm vereinfacht hat.
- Für Kinder mit Diabetes ist der Einsatz von Geräten zur kontinuierlichen Glukosemessung (CGM-Geräten) und Insulinpumpen im Diabetesmanagement fast die Norm und für alle Beteiligten sehr hilfreich.
- Moderne AID (Automatisierte Insulin Dosierung) -Systeme sind die Zukunft der digitalen Diabetestherapie; Sie ahmen die natürliche Funktion einer gesunden Bauchspeicheldrüse nach.
- Auch wenn du und dein Kind mit der modernen Methode zurechtkommt, ist es wichtig, die Technik dahinter zu verstehen und im Fall eines technischen Versagens auch auf klassische Methoden des Diabetesmanagements zurückzugreifen.
Moderne Technologie in der Diabetestherapie bei Kindern
Regelmäßiges stechen in den Finger, komplizierte Formeln und Kopfrechnen zur Berechnung von Insulineinheiten war gestern – in der modernen Diabetestherapie kommt viel Technik zum Einsatz, die eine individualisierte Diabetestherapie in den letzten Jahren um einiges einfacher gemacht hat. Die Entwicklung neuer Technologien ist rasant, trotz allem sollte man alte klassische Methoden zum Blutzuckermessen, zur Insulinberechnung und -injektion parat haben, sollten die technischen Helferlein einmal versagen.
Die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes verwenden zur Blutzuckerkontrolle Systeme zur kontinuierlichen Glukosemessung (CGM). Diese ermöglichen eine kontinuierliche Kontrolle der Blutzuckerwerte durch Messen des „Gewebezuckers“ alle 5-10 Minuten – auch nachts. Droht der Blutzucker einen kritischen Grenzwert zu über- bzw. unterschreiten, ertönt ein Signalton, so dass frühzeitig auf eine drohende Über- bzw. Unterzuckerung reagiert werden kann.
Neben der Blutzuckerkontrolle ist das Verabreichen von Insulin in der Diabetestherapie in den letzten Monaten und Jahren immer mehr durch technische Unterstützung vereinfacht worden. Der Einsatz von Insulinpumpen ist für einen Großteil der Kinder mit Typ-1-Diabetes (und ihre Eltern) eine enorme Erleichterung in der Diabetestherapie. Die Pumpen verfügen über ein Insulinreservoir aus denen über ein Infusionsset oder direkt über eine Kanüle Insulin verabreicht wird. Dazu wird die benötigte Insulinmenge über die Pumpe, über ein externes Gerät oder über das Smartphone eingegeben. Über die Kanüle in der Haut wird dann die entsprechende Insulineinheit verabreicht.
In den vergangenen zwei Jahren kamen zu den konventionellen Insulinpens und Insulinpumpen die ersten Smart-Pens auf den deutschen Markt. Ähnlich wie bei vielen Insulinpumpen-Modellen ist es hier möglich, die Daten zu Insulindosis, Zeitpunkt der Insulininjektion und Art des Insulins über eine App zu speichern und zu visualisieren. Für Personen mit Typ-1-Diabetes, die bisher keine Insulinpumpe tragen konnten oder wollten, sind Smart-Pens eine große Hilfe vor allem in der Dokumentation ihrer Diabetestherapie. Einige Apps vereinen die Glukosedaten der CGM-Geräte und die Insulindaten aus dem Smart-Pen und bieten so einen optimalen Überblick über das Diabetesmanagement.
Künstliche Intelligenz in der Diabetestherapie
Neueste moderne Systeme vernetzen die Sensoren mit der Insulinpumpe. Das heißt: die Pumpe „erhält“ die Glukosewerte über einen Computer oder ein Smartphone und berechnet durch einen Algorithmus die erforderliche Insulindosis. Diese Systeme zur Automatisierten Insulin Dosierung (AID, auch Closed-Loop-System genannt) passen den Insulinbedarf automatisch an den Bedarf an und ahmen somit die natürliche Funktion der Bauchspeicheldrüse nach. Bisher auf dem Markt sind hybride Modelle, d.h. der basale Insulinbedarf wird weitestgehend automatisch geregelt, zusätzliches Insulin, z.B. zu den Mahlzeiten, wird manuell eingegeben. Die Algorithmen verfügen über die Fähigkeit, aus den manuell eigegebenen zusätzlichen Daten zu lernen und so ihren Algorithmus individuell anzupassen.
Welches System und welche Pumpe für dein Kind und dich geeignet sind, besprichst du mit deinem Diabetes-Team. Besonders für Eltern interessant ist: einige Systeme lassen zu, dass relevante Therapiedaten des Kindes auf mehreren Geräten über eine App einsehbar sind. So können Eltern auch in Abwesenheit die Werte ihres Kindes im Blick behalten und bei Bedarf Kontakt zum Kind oder einer Betreuungsperson aufnehmen.
https://www.aerzteblatt.de/archiv/219822/Diabetestechnologien-Potenzial-in-allen-Lebensphasen
https://link.springer.com/article/10.1007/s00112-021-01233-6
https://www.diabetes-kids.de/artikel/mylife-loop-bietet-neue-beobachtungsfunktion-fur-eltern-an-6904
https://www.medtronic-diabetes.com/de-DE/insulinpumpentherapie/therapie-fuer-kinder/minimed-740g-system (zuletzt abgerufen am 28.09.2023)
https://www.dut-report.de/2022/04/20/kuenstliche-intelligenz-in-der-diabetestherapie/
https://www.diabetologie-online.de/a/kommentar-smart-pens-eine-neue-aera-beginnt-2396013
https://www.diabetesde.org/ueber_diabetes/was_ist_diabetes_/diabetes_lexikon/aid-system (zuletzt abgerufen am 17.10.2023)
https://www.diabetes-news.de/nachrichten/smarte-insulinpens-wann-kommen-sie-nach-deutschland
https://www.diabetes-news.de/nachrichten/diabetestechnik-neue-aid-systeme-sind-da