Psychologie: Sorgen und Ängste im Leben mit Typ-1-Diabetes

Typ-1-Diabetes kann für Familien zur großen Belastung werden. Betroffene Kinder müssen sich an ein strenges Therapiekonzept halten, was gerade in Entwicklungsphasen nicht selten zu Konflikten innerhalb der Familie führt. Wir erklären, welche häufigen Probleme in Familien auftreten und wie Familien mit der Belastung umgehen können.

Wichtiges auf einen Blick

Diagnose Typ-1-Diabetes – Was bedeutet das für die betroffene Familie?

Jede Diabetes-Diagnose ist zunächst ein Schock für die Betroffenen und ihre Angehörigen. Wie geht es jetzt weiter? Wie wird sich euer Leben verändern? Denn neben der nun nötig werdenden medizinischen Betreuung entstehen auch psychische Belastungen für alle Beteiligten.

Typ-1-Diabetes ist eine nicht heilbare Autoimmunerkrankung. Sie wird euch als Familie also das gesamte Leben begleiten. Neueste Behandlungsmethoden machen das Diabetesmanagement zwar einfacher, dennoch gibt es genug Situationen, in denen sich Familien überfordert fühlen können und sich nach Unterstützung sehnen.

Mögliche Konfliktpotenziale innerhalb der Familie:

  • Je älter dein Kind wird, desto mehr Eigenverantwortung im Umgang mit der Erkrankung sollte es lernen. Eltern können das Gefühl haben, die Kontrolle über die Situation zu verlieren. Bereite dein Kind schon früh auf den lebenslangen, verantwortungsvollen und verlässlichen Umgang mit dem Typ-1-Diabetes und der notwendigen Therapie vor.
  • Die Therapie des Typ-1-Diabetes sollte nicht euer Familienleben bestimmen. Vielmehr sollte die Therapie in den Familienalltag integriert werden, so dass auch bisherige Unternehmungen und Aktivitäten Platz finden. Das ist besonders wichtig, wenn noch Geschwister zur Familie gehören.
  • Macht euch keine Vorwürfe! Die Entstehung des Typ-1-Diabetes ist bis heute nicht genau geklärt. Äußere Einflüsse wie eine ungesunde Ernährung oder Bewegungsmangel sind nicht verantwortlich für den Ausbruch der Erkrankung!
  • In sensiblen Entwicklungsschritten, wie der Pubertät, in denen Kinder nach mehr Autonomie und Unabhängigkeit streben, vermissen Eltern teilweise Sorgfalt und Verantwortungsbewusstsein in der Diabetestherapie ihrer Kinder. Altersgerechte Schulungsprogramme und der Kontakt zu Gleichgesinnten wirken dann meist besser als mahnende Worte der Erziehungsberechtigten.
  • Nicht selten erleben Familien mit Kindern mit Typ-1-Diabetes finanzielle Einbußen. Existenzängste können dabei durchaus auch zu Konflikten innerhalb der Familie führen.

Ängste von Eltern, insbesondere Müttern von Kindern mit Typ-1-Diabetes

Je jünger das Kind, desto mehr ist die Diabetestherapie Aufgabe der Eltern. Auch heutzutage sehen sich häufiger die Mütter in der Pflicht, sich intensiv der Pflege von Angehörigen anzunehmen, bzw. die Betreuung des Kindes mit Typ-1-Diabetes sicherzustellen. Häufiger reduzieren Mütter ihre Arbeitszeiten oder hören ganz auf zu Arbeiten. Neben finanziellen Einbußen kann das auch eine soziale Isolation zur Folge haben. Durch Überforderung mit den strengen Therapiemaßnahmen (tägliche Blutzuckermessungen, Insulininjektionen und Kohlenhydratberechnungen) können sich psychische Erkrankungen wie Depressionen oder ein Burn-Out-Syndrom entwickeln.

Sobald dein Kind ohne dich aus dem Haus ist, gibst du die Verantwortung an das Kind bzw. an betreuende Personen ab. Notwendigerweise müssen diese gut über die individuellen Symptome einer Unterzuckerung (oder auch Überzuckerung) aufgeklärt werden. Vor allem dann, wenn dein Kind noch zu klein ist, um selbst Symptome zu erkennen oder sie zu kommunizieren. Handlungsmaßnahmen in Notsituationen sollten für Betreuende bekannt sein.

Auch wenn deine Ängste durchaus begründet sind: Wichtig ist, dein Kind nicht in seiner Entwicklung zurückzuhalten. Dein Kind muss lernen, die Verantwortung für seine Therapie – der aktuellen Entwicklungsstufe angepasst – zu übernehmen.

Stigmatisierung und Ausgrenzung deines Kindes auf Grund der Diabeteserkrankung können in jedem Alter vorkommen. In sensiblen Entwicklungsphasen können sie besonders belastend sein. Eine Aufklärung im sozialen Umfeld zum Thema Typ-1-Diabetes, sowie die Stärkung des Selbstvertrauens deines Kindes helfen, auch durch schwierige Situationen zu kommen.

Ängste von Kindern mit Typ-1-Diabetes

Je jünger dein Kind ist, desto weniger Gedanken macht es sich über die Folgen seiner Diabeteserkrankung. Vor der Pubertät sind Kinder auch gar nicht in der Lage weit genug in die Zukunft vorauszudenken. Für dein Kind ist daher wichtig, früh den Umgang mit dem Typ-1-Diabetes und der Therapie in altersgerechten Schulungen zu erlernen. Die Einsicht über die täglichen Blutzuckerkontrollen und die Insulininjektionen wird sich erst mit der Zeit bei deinem Kind entwickeln. Das ist normal und sollte dir keine Sorgen machen. Fordere dir ggf. Hilfe für die täglich anfallenden Untersuchungen an.

In der Pubertät entwickelt dein Kind das Bewusstsein, dass es mit seiner chronischen Erkrankung sein Leben lang zurechtkommen muss. Häufig wollen Jugendliche in der Pubertät aus Krankheitsscham und dem Gefühl „anders“ zu sein, ihre Erkrankung verstecken. Das kann zu psychologischer Belastung, Vernachlässigung der Diabetestherapie und Konflikten in der Familie führen. 

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