Sport bei Kindern mit Typ-1-Diabetes

Fußball spielen, Schwimmen, Turnen, Reiten, Radfahren … . Kinder mit Typ-1-Diabetes können und sollten sich genauso bewegen, wie ihre gesunden Freund:innen. Natürlich gibt es auch hier ein paar Dinge zu beachten. Denn wenn sich Kinder viel bewegen, verbraucht ihr Körper jede Menge Energie.

Körperliche Aktivität verbessert das Ansprechen des Körpers auf Insulin, d.h. man benötigt weniger Insulin, um die gleiche Menge Glukose zu verwerten. In diesem Beitrag erklären wir dir, wie sich Sport auf den Blutzucker deines Kindes auswirkt und worauf du achten musst.

Wissenswertes zum Thema Sport bei Kindern mit Typ-1-Diabetes

Was beim Sport mit dem Blutzucker passiert

Kinder wollen toben, spielen, entdecken und das braucht jede Menge Energie. Diese erhalten die Muskeln aus eigenen Glukosespeichern und aus dem Blut – dem Blutzucker. Die Folge: Der Blutzuckerspiegel sinkt rasch ab, ohne dass zusätzliches Insulin benötigt wird. Im stoffwechselgesunden Körper führen die Signalwege zwischen den beteiligten Organen dazu, dass der Blutzucker in einem Normbereich gehalten wird und Insulin nur in benötigter Menge produziert wird. Bei Typ-1-Diabetes fehlt die körpereigene Insulinproduktion und damit ein wichtiger Kommunikator zwischen den Organen. Den natürlichen Insulinspiegel von außen nachzuahmen, ist individuell sehr schwierig und zudem abhängig von der Intensität der körperlichen Aktivität.

Wie stark der Blutzucker sinkt, ist bei jedem Kind unterschiedlich und hängt durchaus auch von der Sportart ab. Wichtig ist deshalb: Gerade bei neuen Sportarten solltest du dich mit deinem Kind gemeinsam an die Auswirkungen auf den Blutzucker herantasten. Das gilt insbesondere auch dann, wenn die Diagnose Diabetes bei deinem Kind noch relativ frisch ist und die Einstellung des Blutzuckers noch viel Kontrolle bedarf.

Das Wichtigste vor dem Sport

Wichtig ist zu wissen, dass der Körper durch die körperliche Aktivität weniger Insulin als üblich benötigt, um den Blutzucker in einem normalen Bereich zu halten – er regiert viel empfindlicher auf Insulin. Bei geplanten Sporteinheiten (Schulsport, Vereinstraining, Sportwettkämpfen, etc.) ist es sinnvoll, die Insulindosis schon VOR der Aktivität zu reduzieren. Wie groß die Reduktion sein soll, ist individuell sehr verschieden und kann nur durch Ausprobieren herausgefunden werden. Im Körper vorhandenes Insulin von vorangehenden Injektionen kann zu einer Unterzuckerung während dem Sport führen.

Hilfreich kann das Führen eines Sporttagebuchs sein, in das du oder dein Kind die Insulindosis, Art und Dauer der sportlichen Betätigung und den Blutzuckerverlauf einträgst.

Weil durch Sport und Spiel der Blutzucker gesenkt wird, sollte vor dem Start immer der aktuelle Blutzuckerwert bestimmt werden. Eine Regel, die auch mit der betreuenden Person dringend abgesprochen werden sollte. Am besten vereinbart ihr individuelle Richtwerte:

  • Liegt der Blutzucker deines Kindes unter 126 mg/dl (7 mmol/l) sollte dein Kind vor dem Sport noch eine Kleinigkeit essen. Beispielsweise eine reife Banane, belegtes Brot oder einen Müsliriegel.
  • Blutzuckerwerte zwischen 126 mg/dl (7 mmol/l) und 250 mg/dl (13,9 mmol/l) sind optimal für den Start der Sporteinheit.
  • Liegt der Wert über 250 mg/dl (13,9 mmol/l) sollte erst der Grund für den hohen Blutzucker gefunden werden. Eventuell sollten Ketone im Urin mit einem Teststreifen gemessen werden, um eine Stoffwechselentgleisung auszuschließen.

Mit der Zeit wirst du mit deinem Kind eventuell eigene, leicht abweichende Richtwerte für dein Kind festlegen; je nachdem, wie der Körper deines Kindes auf die jeweilige körperliche Aktivität reagiert.

Das Wichtigste während dem Sport

Auch während der Sporteinheit ist es ratsam, den Blutzuckerspiegel regelmäßig zu kontrollieren. Auch wenn man mit der Zeit die individuellen Symptome einer Unterzuckerung kennt, kann durch eine frühzeitige Messung ein zu niedriger Blutzucker zuverlässig erkannt werden. Diese Regel sollte mit den Betreuenden abgeklärt werden, dass dein Kind auch während des Unterrichts oder der Sporteinheit immer den Blutzucker kontrollieren und bei Bedarf essen oder trinken darf.

Erste Symptome einer Unterzuckerung bei Typ-1-Diabetes können sein:

  • Unsicherheit
  • Schweißausbrüche
  • Erhöhte Herzfrequenz
  • Hautblässe
  • Gähnen
  • Schwindelgefühle

Erste Symptome einer Überzuckerung bei Typ-1-Diabetes können sein:

  • Extremer Durst
  • Auffälliger Leistungsabfall
  • Übelkeit und Bauchschmerzen
  • Sehstörungen
  • Konzentrationsstörungen

Für Kinder meist weniger relevant, aber wichtig zu wissen: Bei besonders intensiven Belastungen (sogenannten anaeroben Belastungen), wie Sprinttraining oder intensivem Krafttraining, kann es kurzzeitig zu einer Erhöhung des Blutzuckers kommen. Im Normalfall korrigiert dieser sich schnell wieder von allein und benötigt nur in Ausnahmefällen einer Korrektur mit Insulin.

Kurze Sprinteinheiten, wie sie beispielsweise im Mannschaftssport häufiger vorkommen, stellen hier kein besonderes Risiko dar. Meist regulieren die abwechselnden Intensitäten innerhalb einer Trainings-/Wettkampfeinheit den Blutzucker von selbst.

Das Wichtigste nach dem Sport

Nach dem Sport solltest du den Blutzucker deines Kindes noch für einige Stunden im Auge behalten. Denn bei längerer Belastung leert der Körper die Zuckerspeicher in der Leber und den Muskeln, um genügend Energie bereitzustellen. Der Körper füllt diese Zuckerspeicher nach dem Sport wieder auf – und senkt so den Blutzucker noch Stunden nach der körperlichen Belastung. Diesen Effekt nennt man „Muskelauffülleffekt“.

Eine Unterzuckerung oder Hypoglykämie sollte durch den Verzehr von ausreichend Kohlenhydraten nach der körperlichen Aktivität verhindert werden. Wichtig: Gerade bei Sporteinheiten am Abend sollte der Blutzucker auch nachts zusätzlich kontrolliert werden.

Helfen kann außerdem vor dem zu Bett gehen noch einen Snack mit Kohlenhydraten einzunehmen, die langsam ins Blut übergehen. Dafür eignen sich Mahlzeiten mit einem hohen Anteil an Vollkornprodukten, Nüsse oder Joghurt/Quark mit (Trocken-)Obst.

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