Typ-1-Diabetes bei Kindern: Fakten, Symptome und Diagnostik

Wenn das eigene Kind an Diabetes erkrankt, stellt das die Familie vor neue Herausforderungen. Wie äußert sich ein Typ-1-Diabetes bei Kindern? Was passiert bei einem Diabetes eigentlich? Worauf solltest du als Mutter achten und wie kann ein Typ-1-Diabetes festgestellt werden? In diesem Beitrag erfährst du mehr.

Wissenswertes zum Thema Kinder und Diabetes auf einen Blick

Typ-1-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen

Typ-1-Diabetes ist die häufigste Diabetesform bei Kleinkindern, Kindern und Jugendlichen. Im Jahr 2020 lebten rund 32.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland mit Typ-1-Diabetes. Jährlich erhalten etwa 3.100 Kinder und Jugendliche zwischen 0 und 17 Jahren die Diagnose Typ-1-Diabetes.

Wer an Typ-1-Diabetes erkrankt, muss sich ein Leben lang Insulin spritzen. Das lebensnotwendige Hormon wird in den Betazellen der Bauchspeicheldrüse gebildet. Beim Typ-1-Diabetes greift das körpereigene Immunsystem die insulinproduzierenden Zellen an und zerstört diese. Nach Wochen bis Monaten kommt es zu einem absoluten Insulinmangel.

Insulin dient als Schlüssel zur Energie für unsere Körperzellen. Es ist das einzige Hormon, das über die Nahrung aufgenommene Zuckermoleküle aus dem Blut in die Körperzellen verteilen kann, wo sie als Energielieferant benötigt werden. In der Folge verbleiben die Zuckermoleküle im Blut: der Blutzuckerspiegel erhöht sich.

Bei akutem Insulinmangel können vor allem bei noch nicht diagnostiziertem Diabetes schwerwiegende Symptome auftreten. Im schlimmsten Fall kann es zu einem so genannten diabetischen Koma führen.

Da jede Körperzelle auf Energie angewiesen ist, muss der Körper bei absolutem Insulinmangel auf andere Energiereserven zurückgreifen. Dazu werden Fettdepots abgebaut. Ein saures Nebenprodukt, das dabei entsteht, sind die Ketonkörper, die im Blut zurückbleiben. Kommt es zu einer Anhäufung von Ketonkörpern im Blut, kann es zu einer Übersäuerung, einer Ketoazidose kommen, die letztendlich zum Bewusstseinsverlust (dem sogenannten diabetischen Koma) führen kann.

Häufig bemerken Eltern die Erkrankung bei ihrem Kind erst durch solch eine gefährliche Stoffwechselentgleisung, da frühere Symptome unspezifisch sein können. Warnsignale sind ständiger Durst und häufiges Wasserlassen sowie stetige Müdigkeit. Häufig kommt es zu einer rapiden Verschlechterung des Allgemeinzustands des Kindes, es klagt häufig über Bauchschmerzen und/oder leidet an Erbrechen. Wenn der Atem nach Nagellackentferner (Aceton) riecht, ist eine sofortige Einweisung ins Krankenhaus erforderlich.

Auf Dauer führen konstant erhöhte Blutzuckerspiegel zu Schädigung an verschiedenen Organen wie beispielsweise Herz, Augen und Nieren. Um das Risiko für Folgeerkrankungen des Diabetes zu verringern, ist ein Ziel der Diabetestherapie, den Blutzuckerspiegel möglichst im Normbereich zu halten.

An diesen Symptomen erkennst du Typ-1-Diabetes bei deinem Kind

Vielleicht hast du Veränderungen bei deinem Kind festgestellt: Es nimmt an Gewicht ab, obwohl es ausreichend isst, es ist häufig müde und angeschlagen oder es trinkt mehrere Liter am Tag. Durch das viele Trinken hat es ständig eine volle Windel, bzw. muss viel öfter zur Toilette oder es nässt nachts ein. Schuld daran ist der erhöhte Blutzuckerspiegel bei Typ-1-Diabetes.

Folgende Symptome können auf einen Typ-1-Diabetes hinweisen:

  • Häufigere Toilettengänge
  • Starkes Durstgefühl und vermehrtes Trinken
  • Hautirritationen wie trockene Haut
  • Plötzliche Gewichtsabnahme
  • Heißhungerattacken
  • Müdigkeit
  • Leistungsschwäche
  • Konzentrationsstörungen
  • Schwindel
  • Übelkeit
  • Bauchschmerzen
  • Acetongeruch im Atem
  • Bewusstseinsstörungen bis hin zum diabetischen Koma

Treffen einige der oben genannten Symptome auf dein Kind zu, sprich deinen Verdacht bei der:dem Kinderarzt:ärztin an. Bei den letzten beiden Symptomen droht Lebensgefahr und dein Kind sollte sofort als Notfall in eine Klinik.

Wie wird Typ-1-Diabetes bei Kindern festgestellt?

Dein Kind zeigt mögliche Diabetes-Symptome und du möchtest sie abklären lassen? Die richtige Adresse ist entweder die Kinderarztpraxis oder eine Facharztpraxis für Innere Medizin und Endokrinologie. Der:die Arzt:Ärztin wird dich sicherlich fragen, welche Beobachtungen zu deinem Verdacht führen. Sei möglichst genau und schildere welche Veränderungen (Allgemeinzustand, Gewichtsverlust, vermehrter Durst, etc.) du bei deinem Kind festgestellt und seit wann du die Veränderungen wahrgenommen hast.

Um einen Diabetes festzustellen, wird deinem Kind Blut abgenommen. Im Blut wird der Blutzuckerwert geprüft. Liegt der Wert bei 200 mg/dl (11,1 mmol/l) oder mehr, weist das auf einen Diabetes hin. Dabei ist es egal, ob und was das Kind vorher gegessen hat oder nicht.

Um einen Verdacht zu festigen, wird ein Folgetermin vereinbart, an dem dein Kind nüchtern kommen muss, es darf also 8 bis 12 Stunden vor dem Termin keine Nahrung (oder süße Getränke) zu sich nehmen. Der Blutzucker wird dann erneut gemessen. Liegt er über 126 mg/dl (7 mmol/l) liegt ein Diabetes vor.

Es kann sein, dass der:die Kinderarzt:ärztin zusätzlich auch eine Messung des Zuckergehaltes im Urin zur Diagnostik durchführt. Allerdings ist eine erhöhte Zuckerausscheidung im Urin meist erst in einem späteren Stadium des Diabetes eindeutig erkennbar.

Die Zerstörung der Betazellen durch das körpereigene Immunsystem ist ein langer Prozess, der Monate bis Jahre dauern kann. Symptome eines Insulinmangels treten nicht von heute auf morgen auf. Erst wenn etwa 80 Prozent der insulinproduzierenden Zellen zerstört sind, weisen erhöhte Blutzuckerspiegel auf einen Diabetes hin. Allerdings lassen sich im Blut von Betroffenen schon Jahre vor dem eigentlichen Ausbruch von Typ-1-Diabetes, Autoantikörper feststellen. So kann beispielsweise bei Verdacht und/oder familiärer Prädisposition ein Test auf Antikörper im Blut sinnvoll sein.

 

Der Antikörpertest kann auch Klarheit verschaffen, ob es sich um einen Typ-1- oder Typ-2-Diabetes handelt. Nur Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, wodurch es zur Bildung spezifischer Antikörper kommt. Bei Typ-2-Diabetes haben die Betroffenen noch intakte insulinproduzierende Zellen, der Körper reagiert nur nicht mehr allzu sensitiv auf das Insulin (Insulinresistenz).

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