Schwangerschaft mit Typ-1-Diabetes

Du hast Typ-1-Diabetes und bist schwanger oder planst, schwanger zu werden? Du solltest von nun an – oder am besten schon vor einer geplanten Schwangerschaft – noch genauer deinen Blutzucker beobachten. Eine Schwangerschaft mit Typ-1-Diabetes birgt bestimmte Risiken für Mutter und Kind. Die heutigen Methoden, die dir helfen, deinen Blutzucker optimal einzustellen, tragen aber dazu bei, Risken möglichst gering zu halten. So kannst du auch mit Typ-1-Diabetes deine Schwangerschaft genießen.

Wissenswertes zum Thema Schwangerschaft und Typ-1-Diabetes

Achtung Verwechslungsgefahr

Wer in der Schwangerschaft an Diabetes erkrankt, erkrankt an einem sogenannten Gestationsdiabetes, auch Typ-4-Diabetes oder im Volksmund Schwangerschaftsdiabetes genannt. Er entsteht durch den veränderten Hormonhaushalt der werdenden Mutter, welcher sich auf die Insulinsensitivität und damit den Blutzuckerspiegel auswirkt.

Bei zirka 6 Prozent aller Schwangeren tritt diese Form des Diabetes auf – teilweise ohne dass es die werdende Mutter überhaupt bemerkt. Da ein Gestationsdiabetes für das Kind und auch die Mutter gefährlich werden kann, wird bei allen Schwangeren zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung ein Glukosetoleranztest durchgeführt. Bei Vorliegen eines Gestationsdiabetes erfolgt eine Anleitung für einen gesunden Lebensstil. Durch die Einhaltung der Ernährungsempfehlungen und mehr Bewegung lässt sich eine Insulintherapie in den meisten Fällen vermeiden.   

Nach der Schwangerschaft verschwindet der Gestationsdiabetes in der Regel wieder von selbst.

Wie wirkt sich Typ-1-Diabetes auf die Schwangerschaft aus?

Wenn du Typ-1-Diabetikerin bist und schwanger wirst, hast du gute Chancen, eine schöne Schwangerschaft zu erleben und ein gesundes Kind zur Welt zu bringen. Ein ausgewogener Lebensstil mit reichlich Bewegung, gesunder Ernährung und die regelmäßige Kontrolle deines Blutzuckerspiegels sind dabei wichtig. Da der Insulinbedarf sich im Verlauf der Schwangerschaft ändert, sind sechs bis sieben Blutzuckermessungen pro Tag empfohlen. Zusätzlich sollte auch der HbA1c-Wert alle vier bis sechs Wochen kontrolliert werden. Er lässt einen Rückschluss auf die gesamte Blutzuckereinstellung der letzten Wochen zu.

Der Insulinbedarf ändert sich während der Schwangerschaft immer wieder. Daher solltest du in Absprache mit deinem Diabetes-Team deine Therapie immer wieder anpassen. Bis ungefähr zur 14. Schwangerschaftswoche (SSW) sinkt der Insulinbedarf zunächst. Das kann zu Unterzuckerungen führen, vor allem nachts. Achte darauf, schnell verfügbare Zucker bei dir zu haben (Saft oder Traubenzucker) und deine:n Partner:in und/oder Menschen im Umfeld (nochmals) aufzuklären, was im Fall einer Unterzuckerung zu tun ist.

Im zweiten Schwangerschaftsdrittel steigt der Insulinbedarf bis wenige Wochen vor der Geburt stark an. Meist ist eine Anpassung der Insulintherapie erforderlich. Kurz vor der Geburt sinkt der Insulinbedarf wieder. Daher ist es wichtig, auch unter der Geburt, den Blutzucker immer im Blick zu behalten.

Eine Insulinpumpe erleichtert dir das Diabetesmanagement auch in der Schwangerschaft. Wenn du noch keine Insulinpumpe hast, sprich mit deinem:deiner Arzt:Ärztin frühzeitig über die Möglichkeit der Umstellung. Den Umgang mit der Pumpe solltest du schon vor deiner Schwangerschaft erlernen, so dass mit Eintritt der Schwangerschaft bereits eine gewisse Routine besteht.

Übrigens: Insulin kann die Plazentaschranke nicht überschreiten und wirkt demnach nur in deinem Körper. Dein Baby produziert eigenes Insulin. Es nutzt lediglich den Zucker aus deinem Blut, um daraus Energie für sich selbst zu gewinnen.

Typ-1-Diabetes: Folgende Blutzuckerwerte sind während der Schwangerschaft optimal

  • Vor dem Essen 60-90 mg/dl (bzw. 3,3-5,0 mmol/l).
  • 1 Stunde nach dem Essen weniger als 140 mg/dl (bzw. weniger als 7,8mmol/l).
  • 2 Stunden nach dem Essen weniger als 120 mg/dl (bzw. weniger als 6,7 mmol).
  • Vor dem Schlafengehen 90-120 mg/dl (bzw. 5,0-6,7 mmol).
  • In der Nacht mehr als 60 mg/dl (bzw. mehr als 3,3 mmol).

Schwanger mit Typ-1-Diabetes: Warum liegt eine Risikoschwangerschaft vor?

Schwangere Typ-1-Diabetikerinnen fallen automatisch in die Kategorie „Risikoschwangerschaft“. Es besteht bei ihnen ein erhöhtes Risiko für Komplikationen während der Schwangerschaft, sowohl für die Mutter als auch für das Kind.

Ist der Blutzuckerspiegel bei schwangeren Frauen mit Typ-1-Diabetes schlecht eingestellt und dauerhaft erhöht, kann das zu einer sogenannten Makrosomie führen. Einem überdurchschnittlich großen und schweren Baby, was wiederum zu Geburtskomplikationen führen kann, bzw. zu einer Kaiserschnittgeburt.

Verglichen mit Frauen ohne Diabetes haben Frauen mit Typ-1-Diabetes ein fünffach erhöhtes Risiko einer Frühgeburt (Geburt vor der 37. SSW). Auch die Sterblichkeit des Kindes rund um den Geburtszeitraum liegt höher als bei stoffwechselgesunden Frauen. Daher sollte dich dein:e Gynäkologe:in und dein Diabetes-Team während der gesamten Zeit betreuen und regelmäßig untersuchen.

Begleit- oder Folgeerkrankungen, die bei Frauen mit Typ-1-Diabetes möglicherweise auftreten, können sich im Verlauf einer Schwangerschaft verschlechtern. Dies betrifft vor allem Augen und Nieren. Manchmal treten die Erkrankungen auch erst in einer Schwangerschaft auf. Im späteren Verlauf der Schwangerschaft kann Bluthochdruck entstehen. Daher solltest du dich immer von einem:einer Facharzt:ärztin mitbetreuen lassen, um Veränderungen an den betroffenen Organen möglichst früh zu erkennen.

Schon in den ersten Wochen der Schwangerschaft entwickeln sich beim Baby im Mutterleib die inneren Organe. Ein gut eingestellter Blutzuckerspiegel vor und während dieser sensiblen Zeit, senkt das Risiko für mögliche Fehlbildungen an Herz, Lunge oder Nervensystem des Babys. Eine detaillierte Feindiagnostik der kindlichen Organe zwischen der 18. und 22. Schwangerschaftswoche kann mehr Sicherheit geben und mögliche Auffälligkeiten lassen sich so bereits vor der Geburt erkennen.

Wie schon erwähnt, bildet dein Baby eigenes Insulin, es reagiert also auf den Blutzucker, den es aus deinem Blut erhält. Ist der Blutzucker während der Schwangerschaft konstant erhöht, kann es nach der Geburt zu Unterzuckerung beim Neugeborenen führen. Die Geburt sollte in einem Krankenhaus mit Kinderstation geplant werden. Meist fühlt man sich wohler, wenn erfahrenes Personal das Baby direkt nach der Geburt auf mögliche Folgen untersucht und bei Bedarf adäquat behandeln werden kann.

Etwa 5% der Kinder, deren Mutter (oder Vater) einen Typ-1-Diabetes haben, entwickeln später ebenfalls einen Diabetes. Ursache sind genetische Veranlagungen, die sich nicht von außen beeinflussen lassen.

Wie sollten sich Schwangere mit Typ-1-Diabetes ernähren?

Wie auch für nicht schwangere Frauen mit Typ-1-Diabetes, gibt es keine besondere Diät. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung trägt auch in der Schwangerschaft dazu bei, deinen Blutzucker besser zu kontrollieren. Zudem wird so dein Baby optimal mit Nährstoffen versorgt, die es für ein gesundes Wachstum benötigt.

Ein paar zusätzliche Dinge, die auch für stoffwechselgesunde Frauen gelten, gibt es trotzdem zu beachten:

  • Absolut tabu ist der Konsum von Alkohol, Nikotin und Drogen. Diese können zu schweren Missbildungen beim Ungeborenen führen.
  • Schon vor der Schwangerschaft solltest du Folsäure einnehmen. Ein Folsäuremangel geht mit einem erhöhten Risiko für schwere Fehlbildungen einher. Welche Menge und in welcher Form du deinen Bedarf decken kannst, besprichst du am besten mit deinem:deiner Gynäkologe:in und deinem Diabetes-Team.
  • Ebenfalls ist die Versorgung mit Jod meist nicht über eine ausgewogene Ernährung gedeckt. Die Einnahme von Jod-Supplementen besprichst du am besten ebenfalls mit deinem Diabetes-Team, bzw. mit deinem:deiner Arzt:Ärztin, wenn eine Schilddrüsenerkrankung vorliegt.
  • Verzichte auf den Verzehr von rohen tierischen Produkten (Rohmilch und Produkte daraus, rohes Fleisch wie Mett oder Mettwurst, roher Fisch wie beispielsweise in Sushi, rohe Eier und Produkte daraus). Sie können zur Infektion mit Listeriosen oder Toxoplasmosen führen, die auf das Kind übertragen werden können und zu schweren Erkrankungen bis zum Tod des Kindes führen können. Ebenfalls können abgepackte, geschnittene Salate Verunreinigungen enthalten, die zu den genannten Infektionen führen können. Obst und Gemüse sollte immer gut gewaschen werden und bei der Zubereitung von Speisen ist auf eine gute Hygiene zu achten.

Als Schwangere mit Typ-1-Diabetes kommt für dich die strenge Kontrolle deines Blutzuckers hinzu. Wie bereits erwähnt, führen die Schwangerschaftshormone dazu, dass du mal mehr mal weniger Insulin benötigst. Eine Unterzuckerung kommt gerade in den ersten Schwangerschaftswochen häufiger vor, da der Körper weniger Insulin benötigt, die Therapie aber oft nicht optimal angepasst ist. Eine nächtliche Unterzuckerung vermiedest du, wenn du abends – vor dem Schlafengehen – eine kleine Mahlzeit zu dir nimmst. Im besten Fall besteht diese aus Kohlenhydraten, die langsam ins Blut übergehen. Beispielsweise Vollkornprodukte oder eine Kombination aus Joghurt/Quark und Früchten.

Ist es schwieriger mit Typ-1-Diabetes schwanger zu werden?

Die Fruchtbarkeit der Frau wird durch den Diabetes nicht beeinflusst. Bei unerfülltem Kinderwunsch steckt meist eine weitere Erkrankung dahinter, die evtl. den Hormonhaushalt der Frau verändert und so zur Unfruchtbarkeit führt.

Bei bestehendem Kinderwunsch solltest du dein Diabetes-Team frühzeitig informieren und ein gut kontrolliertes Diabetesmanagement anstreben. Ein gut eingestellter Blutzucker senkt mütterliche und kindliche Risiken und führt so meist zu einer entspannteren Schwangerschaft.

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