Bei deinem Kind wurde Typ-1-Diabetes diagnostiziert. Für dich als Mutter und euch als Familie stehen nun einige Umstellungen bevor. Wie die Behandlung von Typ-1-Diabetes aussieht, welche Möglichkeiten es gibt und worauf ihr achten müsst, erfährst du in diesem Beitrag.
Wissenswertes zum Thema Behandlung von Kindern mit Typ-1-Diabetes
- Ziel der Diabetestherapie ist eine optimale Einstellung des Blutzuckers zur Risikominderung für Stoffwechselentgleisungen und diabetesbedingte Folgeerkrankungen.
- Eine Diabetestherapie ist sehr individuell und erfordert eine enge Zusammenarbeit mit dem Diabetesteam.
- Hauptbaustein der Diabetestherapie ist die lebenslange Insulintherapie.
- Unter Beachtung einiger Regeln, ermöglichen verschiedene Therapieformen deinem Kind ein nahezu unbeschwertes Leben.
Diagnose Typ-1-Diabetes: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für Kinder? Was gibt es zu beachten?
Bestätigt sich der Verdacht und bei deinem Kind liegt die Diagnose Typ-1-Diabetes vor, sitzt der Schock erst einmal tief. Auch wenn Typ-1-Diabetes nicht heilbar ist und nun einige Veränderungen anstehen, solltest du wissen, dass dein Kind mit einer guten Diabetestherapie ein weitestgehend normales Leben führen kann.
Mit der Diagnose folgen nun einige Wochen oder auch Monate der Umstellung, bis ihr euch an die neue Situation gewöhnt habt. Der:die behandelnde Arzt:Ärztin wird euch zur Erstbehandlung in ein spezielles Zentrum (stationär) einweisen, in dem die Stoffwechselsituation deines Kindes eingestellt wird. Ihr werdet dort in verschiedenen Schulungen alles Wichtige über Typ-1-Diabetes erfahren und eine individuelle Therapie mit Diabetes-Experten:innen entwickeln. Je nach Alter deines Kindes, obliegt das Management ganz bei dir. Mit zunehmendem Alter und Wissen über seine Erkrankung, kann dein Kind mehr und mehr Verantwortung selbst übernehmen.
Die Therapie setzt sich aus mehreren Bausteinen zusammen. Ziel der Diabetestherapie ist, neben dem Integrieren des Typ-1-Diabetes in den Alltag, ein optimales Blutzuckermanagement, um das Risiko für Stoffwechselentgleisungen und mögliche diabetesbedingte Folgeerkrankungen gering zu halten.
Die Insulintherapie
Der wichtigste Baustein ist die Insulintherapie. Da der Körper deines Kindes nicht in der Lage ist (ausreichend) Insulin zu produzieren, muss das Insulin ein Leben lang von außen zugeführt werden. Die häufigste Form der Insulintherapie ist die Intensivierte-Konventionelle-Insulintherapie (ICT) oder auch intensivierte Insulintherapie genannt. Sie ist dem natürlichen Stoffwechsel am ähnlichsten und bietet deinem Kind die größte Flexibilität.
Wieviel Insulin der Körper deines Kindes wann benötig ist sehr individuell und hängt von zahlreichen Faktoren wie der Tageszeit, Kohlenhydratmenge der Mahlzeiten oder körperlichen Aktivität ab. Mit Hilfe eines Insulinpens lernt ihr, das Insulin selbst zu spritzen.
Eine moderne Alternative zum Insulinpen ist die Insulinpumpe; ein kleines Gerät, das am Hosenbund befestigt werden kann. Über ein Infusionsset ist die Pumpe durch eine feine Kanüle, die über zwei bis drei Tage verbleibt, mit der Bauchdecke verbunden. So kann kontinuierlich oder auf Knopfdruck zu den Mahlzeiten Insulin injiziert werden.
Die Ernährungsschulung
Ein weiterer wichtiger Baustein der Diabetestherapie ist die Ernährungsschulung. Auch wenn dein Kind keine spezielle Diät halten muss oder auf bestimmte Lebensmittel angewiesen ist, müsst ihr lernen, welche Lebensmittel den Blutzucker deines Kindes beeinflussen.
Eine gesunde, abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung verhelfen deinem Kind zu einem optimalen Diabetesmanagement. Dabei ist es essenziell, dass ihr lernt, wie viele Kohlenhydrate in welchen Lebensmitteln enthalten sind, um die nötige Insulindosis zu berechnen, die dein Kind für die ausgewählte Mahlzeit benötigt. Das ist zunächst kompliziert, aber in Kürze werden du und dein Kind lernen, mit einfachen Hilfsmitteln die Kohlenhydratmengen in Mahlzeiten abzuschätzen. Ihr werdet vor allem zu Beginn der Therapie im engen Kontakt mit dem Diabetes-Team stehen, das euch immer als Ansprechpartner zur Seite steht.
Blutzuckerkontrollen und Co.
Der Blutzucker deines Kindes muss mehrmals am Tag überprüft werden. Wie das funktioniert und welche Methoden eingesetzt werden, wird euch das Diabetes-Team erklären. Die Kontrolle des Blutzuckers ist vor allem dann von Bedeutung, wenn besondere Aktivitäten anstehen oder ihr euch außerhalb eurer gewohnten Umgebung aufhaltet. Um einer Stoffwechselentgleisung (Über- oder Unterzucker) entgegenzuwirken, solltest du und/oder dein Kind immer in der Lage sein, den Blutzucker zu kontrollieren und ein Notfall-Set und/oder schnell verfügbaren Zucker (Traubenzucker oder Saft) bei euch tragen.
Des Weiteren sollten Betreuungspersonen, wie Lehrer:innen oder Erzieher:innen oder auch nahe Freunde und Verwandte über die Diabetes-Erkrankung deines Kindes informiert werden. Du kennst dein Kind am besten und solltest typische Anzeichen für eine Unterzuckerung bei deinem Kind an Erziehungs- und Lehrkräfte weitergeben, damit diese im Notfall schnell handeln können. Du kannst auch eine Schulung für das pädagogische Personal zum Thema Typ-1-Diabetes vorschlagen. Euer Diabetes-Team kennt sicherlich Kontaktadressen, die eine geeignete Schulung anbieten.
Gibt es Möglichkeiten, Typ-1-Diabetes bei Kindern vorzubeugen?
Nein! Die genaue Ursache zur Entstehung von Typ-1-Diabetes ist bis heute ungeklärt. Es braucht sich niemand einen Vorwurf zu machen, wenn man selbst oder das eigene Kind an Typ-1-Diabetes erkrankt. Denn anders als bei Typ-2-Diabetes senken auch ausreichend Bewegung und eine gesunde Ernährung das Risiko für Typ-1-Diabetes nicht.
Gibt es Fälle von Typ-1-Diabetes bereits in der Familie, ist das Risiko, selbst an Typ-1-Diabetes zu erkranken, erhöht. Es gibt aber nicht DAS eine Diabetes-Gen. Es sind mehrere Faktoren, die zusammen zum Ausbruch der Erkrankung führen.
Bei familiärer Prädisposition kann ein Antikörpertest durchgeführt werden. Dabei wird festgestellt, ob bereits Autoantikörper im Blut vorhanden sind, die später, durch die Zerstörung der Betazellen, zu einem Typ-1-Diabetes führen. Verhindert werden kann aber auch dann ein Ausbruch bisher leider nicht. Verschiedene Forscherteams sind allerdings mit Hochdruck dabei, einen Weg zu finden, der die Zerstörung der insulinproduzierenden Zellen aufhält.