Bewegung bei Typ-1-Diabetes: Worauf es ankommt

Auch Frauen mit Typ-1-Diabetes können nicht nur, sondern sollten sich auch sportlich betätigen. Tatsächlich gibt es für Menschen mit Typ-1-Diabetes einiges zu beachten, wie den Blutzuckerwert stets im Blick zu behalten. Jedoch sollte das nicht als Ausrede für das Herumlümmeln auf dem Sofa herhalten.  Wir erklären dir, wie sich Sport auf deinen Körper auswirkt, wann du deine Blutzuckermessungen durchführen solltest und was es mit dem Muskel-Auffülleffekt auf sich hat.

Wissenswertes zu Typ-1-Diabetes und Sport auf einen Blick

Sport tut gut - auch bei Typ-1-Diabetes

Regelmäßige Bewegung hält nicht nur fit, sondern auch gesund. Daher empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Erwachsenen im Alter von 18 bis 64 Jahren 150 bis 300 Minuten moderate Bewegung oder alternativ 75 bis 150 Minuten intensivere Bewegung pro Woche. So bleibst du fit und gesund.

Neben den allgemeinen Vorteilen von körperlicher Aktivität, wie beispielsweise der Reduktion von Herzkreislauferkrankungen, führt ein aktiver Lebensstil zu einem niedrigeren Blutzuckerspiegel. Daher solltest du nicht auf Sport verzichten. Körperliche Aktivität kann dir auch dabei helfen ein gesundes Körpergewicht zu erreichen und langfristig zu halten sowie das Risiko für diabetesbedingte Folgeerkrankungen zu reduzieren.

Was passiert in deinem Körper während des Sports?

Die Körperzellen benötigen bei sportlicher Betätigung mehr Energie, die sie aus Zucker im Blut gewinnen. Daher sinkt der Blutzuckerspiegel ab. Im Körper von Stoffwechselgesunden, also Menschen ohne Diabetes, führen ausgeklügelte Regulationsmechanismen dazu, dass der Blutzuckerspiegel immer im optimalen Bereich gehalten wird.

  • Der Blutzuckerabfall sorgt für eine Reduktion der körpereigenen Insulinproduktion.
  • Bei niedrigen Blutzuckerwerten erfolgt ein Signal an die Leber. Dort werden dann Zuckerspeicher, sogenannte Glykogenspeicher, mobilisiert, um den Blutzucker wieder zu erhöhen.
  • Um den Blutzuckerspiegel anschließend im Normbereich zu halten, beginnt die Bauchspeicheldrüse wieder mit der Insulinproduktion.

Menschen mit Typ-1-Diabetes fehlt die körpereigene Insulinausschüttung. Eine Regulation des Blutzuckerspiegels unter körperlicher Aktivität von außen ist herausfordernd. Schließlich ist der Einfluss der Leistung auf deinen Blutzuckerspiegel sehr individuell. Zudem tragen Art, Intensivität und Dauer der Aktivität maßgeblich dazu bei, welchen Einfluss deine sportliche Aktivität auf den Blutzucker hat.

Auch wenn du hochmotiviert oder von Neujahrsvorsätzen geleitet bist, solltest du nicht unvorbereitet in den Trainingsalltag starten. Lerne deinen Körper kennen und besprich dein sportliches Vorhaben mit deinem Diabetes-Team. Ziel ist einschätzen zu können, wie dein Blutzucker auf welche Art von Aktivität wie reagiert, um so durch Therapieanpassungen einer möglichen Stoffwechselentgleisung – Unter- oder Überzuckerung – vorzubeugen.

Stoffwechselentgleisung vermeiden - Wann ist der richtige Zeitpunkt für Blutzuckermessungen?

Wie du nun weißt, bewirkt körperliche Aktivität einen schnelleren Blutzuckerabbau als gewöhnlich. Also solltest du auf jeden Fall vor Beginn der geplanten körperlichen Belastung über deinen aktuellen Blutzucker Bescheid wissen.

Liegt der Wert unter 90 mg/dl (5 mmol/l), droht eine Unterzuckerung. Daher ist es sinnvoll, noch einen kleinen kohlenhydratreichen Snack wie eine reife Banane oder Saft zu sich zu nehmen.

Für gute Startbedingungen sollte dein Blutzucker zwischen 126 mg/dl (7 mmol/l) und 250 mg/dl (14 mmol/l) liegen. Liegt der Wert über 250 mg/dl (14 mmol/l), solltest du nicht direkt mit intensivem Sport loslegen. Sehr intensives Training kann zu einer Blutzuckererhöhung führen und es besteht die Gefahr einer Überzuckerung. Bestenfalls überprüfst du direkt deine Ketonwerte im Urin. Ist der Test unauffällig, kannst du mit einer kleinen Insulindosis versuchen, den Blutzucker zu senken. Nun ist es besonders wichtig, dass du auch während dem Training deinen Blutzuckerwert im Blick behältst.

Warum solltest du auch während der körperlichen Belastung deinen Blutzucker regelmäßig überprüfen? Der Verlauf des Blutzuckers hängt  stark von der Belastungsintensität ab. Ausdauersport oder auch längere Wanderungen lassen den Blutzucker allmählich sinken. Bei sehr niedrigen Werten solltest du schnell verfügbare Kohlenhydrate mit dir führen, um eine Unterzuckerung zu vermeiden. Intensive Belastungen, z.B. Kraft- und Sprinteinheiten, führen dagegen zu einem kurzzeitigen Anstieg des Blutzuckerspiegels. Ein Entgegenwirken mit Insulin ist allerdings zu überdenken, da eine anschließende Unterzuckerung droht.

Mannschaftssportarten kombinieren meist ausdauernde Einheiten mit intensiven Phasen, weshalb sich der Blutzuckerspiegel insgesamt weniger stark verändert.

Wie der Typ-1-Diabetes selbst, ist auch die Reaktion des Blutzuckers individuell verschieden und sollte auch bei erfahrenen Menschen immer beobachtet werden. Daher ist es auch für dich und dein Diabetes-Team hilfreich, gerade wenn du frisch dabei bist, Sport in deinen Alltag einzubauen, ein Diabetes-Sporttagebuch zu führen.

Nach der körperlichen Aktivität kommt es zum sogenannten Muskel-Auffülleffekt. Noch 24 Stunden nach dem Training füllt der Körper die Energiereserven (Glykogenspeicher) in Muskel und Leber wieder auf. Dafür wird Zucker aus dem Blut verwendet. Der Blutzucker sinkt also auch nach Beendigung der körperlichen Belastung weiter und es kann zu einer Unterzuckerung kommen. Daher ist es sinnvoll, den Blutzuckerwert weiter zu beobachten. Eine Mahlzeit aus komplexen Kohlenhydraten, wie z.B. braunem Reis, Vollkornbrot oder -Pasta, bietet sich vor allem vor dem Schlafengehen an. Diese Kohlenhydrate gehen nur langsam ins Blut und können so das Risiko für eine nächtliche Unterzuckerung minimieren.

Insulinanpassung bei sportlicher Aktivität

Da der Blutzucker durch die sportliche Aktivität reduziert wird und die Insulinempfindlichkeit erhöht ist, benötigt dein Körper weniger Insulin von außen. Pauschal lässt sich jedoch nicht sagen, wie die Anpassung deiner individuellen Insulindosis aussieht, da auch hier mehrere Faktoren beachtet werden müssen.

Für eine Sporteinheit zwei bis drei Stunden nach einer Mahlzeit solltest du dein Bolusinsulin, das für die Mahlzeit vorgesehen ist, reduzieren. Vorhandenes Insulin, das zum Zeitpunkt der Aktivität noch von der vorangegangenen Injektion im Köper ist, führt zu einer weiteren Blutzuckersenkung und erhöht das Risiko einer Unterzuckerung.

Solltest du einen aktiven Tag planen oder eine mehrstündige Wanderung, empfiehlt es sich, das Basalinsulin zusätzlich anzupassen.

Ein weiterer Faktor ist die körperliche Verfassung. Gut trainierte Menschen, unabhängig ob ein Typ-1-Diabetes vorliegt oder nicht, haben größere Glykogenspeicher als untrainierte. Die Insulinanpassung erfolgt also kontinuierlich, abhängig vom Trainingszustand, weshalb du immer im engen Kontakt mit deinem Diabetes-Team stehen solltest.

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