Typ-1-Diabetes: Warum die richtige Ernährung so wichtig ist

Eine gesunde Ernährung kann den Blutzuckerspiegel von Frauen mit Typ-1-Diabetes positiv beeinflussen. Darauf ist zu achten.

Das Wichtigste zuerst: Durch die intensivierte Insulintherapie gelten für Menschen mit Typ-1-Diabetes die allgemeinen Empfehlungen zu einer gesunden Ernährung wie auch für die allgemeine gesunde Bevölkerung. Nach Expertenmeinungen ist für Menschen mit Typ-1-Diabetes weder eine spezielle Ernährungsform oder Diät erforderlich, noch sind „Diät-Lebensmittel“ geeignet.

Durch die Autoimmunerkrankung kommt es bei Personen mit Typ-1-Diabetes zu einem Mangel am Hormon Insulin. Dieses wird benötigt um Zucker, der über die Nahrung ins Blut gelangt, in die Zellen unterschiedlicher Organe zu verteilen. Die Folge des Mangels ist ein stark ansteigender Blutzuckerspiegel. Mit Hilfe einer Insulintherapie, wird das fehlende Insulin von außen zugeführt. Ziel der Ernährungstherapie für Personen mit Typ-1-Diabetes ist es also zu lernen, wie viel Zucker über die Nahrung zugeführt wird, um die individuelle Insulintherapie entsprechend anzupassen.

Wichtig für Menschen mit Typ-1-Diabetes ist es, sich mit Lebensmitteln und der eigenen Erkrankung gut auszukennen. Dann kann die individuelle Insulintherapie der Ernährung in den Lebensumständen, den eigenen Vorlieben und möglichen kulturellen Aspekten angepasst werden.

Wir erklären dir, welche Bausteine zu einer abwechslungsreichen und vollwertigen Ernährung gehören und wie diese den Blutzuckerspiegel beeinflussen. Wichtig: Eine Ernährungsschulung findet immer auch im Rahmen deiner Diabetesbehandlung mit deinem Diabetes-Team statt. Hier wird deine Insulintherapie deinen individuellen Bedürfnissen angepasst, um eine optimale Blutzuckerkontrolle zu erreichen.

Auf einen Blick: Wissenswertes zur Ernährung bei Typ-1-Diabetes

Wie sollte eine Ernährung bei Typ-1-Diabetes aussehen?

Wie auch bei gesunden Menschen, sollte die Ernährung bei Menschen mit Typ-1-Diabetes möglichst ausgewogen und abwechslungsreich sein. Je nach Vorliebe eignen sich neben einer vollwertigen Mischkost auch vegetarische oder vegane Ernährungsformen oder auch kohlenhydrat- oder fettreduzierte Ernährungskonzepte. Bei zu niedrigem oder zu hohem Körpergewicht erfolgt eine Anpassung der Ernährungsempfehlungen durch das Diabetes-Team.

Für dich ist es wichtig zu wissen, welche Lebensmittel wie Einfluss auf den Blutzucker nehmen, um die individuelle Insulindosis zu den Mahlzeiten anzupassen. Eine ausgewogene Ernährung hilft dir, dein Diabetesmanagement zu verbessern. Zudem kannst du dadurch Folgeerkrankungen vorbeugen.

Einfluss verschiedener Lebensmittel auf den Blutzuckerspiegel – die Rolle der Kohlenhydrate

Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße sind die wichtigsten Energielieferanten für den menschlichen Körper. Kohlenhydrate kommen in unterschiedlichen Formen vor. Sie bestehen aus einzelnen Zuckerbausteinen, die im Körper zu einzelnen Zuckermolekülen (Glukose) umgebaut werden und ins Blut aufgenommen werden. Damit steigt der Blutzuckerspiegel an.

Besonders stark steigt der Blutzuckerspiegel nach dem Verzehr von einfachen Kohlenhydraten, wie sie beispielsweise in Getreideprodukten, Nudeln, Reis, Kartoffeln, Obst(saft) oder gesüßten Speisen und Getränken vorkommen. Daher werden diese Lebensmittel bei der Berechnung der Insulindosis besonders betrachtet.

Hülsenfrüchte, wie Linsen und Bohnen sowie Nüsse enthalten zwar auch Kohlenhydrate, allerdings lassen sie den Blutzuckerspiegel durch ihren hohen Gehalt an Ballaststoffen und Fetten weniger stark ansteigen. Sie gehen daher in die Berechnung des Insulinbedarfs selten mit ein. Dazu tragen die Ballaststoffe zu einer besseren Darmgesundheit bei.

Fleisch, Wurst, Quark, Käse, Eier, Tofu, Butter und Mayonnaise enthalten hauptsächlich Fett und Proteine. Enthält eine Mahlzeit besonders viel Fett und Protein, wandelt der Körper auch Teile davon in Zucker um und der Blutzucker steigt an. Eine Anpassung der Insulindosis ist also auch dann gegeben.

Gemüse wird nicht in die Berechnung der Insulindosis aufgenommen. Der Anteil an Kohlenhydraten ist so gering, dass kein wesentlicher Einfluss auf den Blutzucker besteht.

Den Kohlenhydratanteil in Lebensmitteln berechnen

Mit Typ-1-Diabetes muss darauf geachtet werden, dass der Blutzuckerspiegel im Normalbereich bleibt. Ein schlechtes Diabetesmanagement mit starken Blutzuckerschwankungen so wie ständig sehr hohen Blutzuckerwerten (Hyperglykämie) begünstigt die Entstehung von Folgeerkrankungen. Im schlimmsten Fall können schwere Blutzuckerentgleisungen sogar akut lebensgefährlich werden.  

Als Diabetikerin lernst du mit Unterstützung deines Diabetes-Teams, den Kohlenhydratanteil in deinen Lebensmitteln selbst einzuschätzen. Daraus wird deine nötige Insulindosis berechnet, die dein Körper braucht, um den Blutzucker nach der Mahlzeit in die Körperzellen zu verteilen und damit den Blutzuckerspiegel zu senken.  

Kohlenhydrate einer Mahlzeit werden daher in Kohlenhydrateinheiten (KE) angegeben. 1 KE entspricht 10 Gramm Kohlenhydrate (in einem Lebensmittel). Wieviel Insulin dein Körper benötigt, um eine KE abzudecken ist individuell und wird mit dir gemeinsam in den Diabetesschulungen ermittelt.

100 g Butterkekse enthalten 72 g Kohlenhydrate. Du möchtest drei Butterkekse (= 15 Gramm) essen.

Rechnung: 72 g / 100 g * 15 g = 10,8 g

Somit enthalten drei Butterkekse 10,8 g Kohlenhydrate, was ungefähr einer KE entspricht.

Eine eher veraltete Mengenangabe ist die Broteinheit (BE). Eine BE entspricht 12 g Kohlenhydrate. Die Angabe der BE auf Lebensmitteln ist allerdings nicht mehr gängig. Verpflichtend ist allerdings die Angabe der Kohlenhydratmenge pro 100 g bei verpackten Lebensmitteln.

Zu Beginn mag die Berechnung der KE anstrengend und verwirrend sein. Dein Diabetes-Team und moderne Tools helfen dir dabei, dass du schon bald ohne Kopfrechnen sämtliche Lebensmittel einfach zuordnen kannst.

Eine komplette Tabelle mit Überblick über Lebensmittel und zur möglichen Berechnung deiner Kohlenhydrateinheiten (KE) gibt es etwa beim Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e. V. (VDBD).

Ernährung bei Typ-1-Diabetes: Ist Zuckerersatz besser?

Zuckerersatzmittel wie Zuckeraustauschstoffe oder Süßstoffe werden oft als Zuckeralternative zum Süßen von Speisen und Getränken eingesetzt. Der Vorteil: sie haben keinen (oder kaum) Auswirkung auf den Blutzuckerspiegel und müssen daher nicht in die Berechnung der Insulinmenge einbezogen werden. Das klingt verlockend. Trotzdem solltest du auf Folgendes achten:

  • Zuckeraustauschstoffe werden als Kohlenhydrate auf Lebensmittelverpackungen deklariert. Daher muss bei Lebensmitteln „mit Süßungsmittel“ darauf geachtet werden, welches Süßungsmittel verwendet wird und gegebenenfalls die Kohlenhydratmenge angepasst werden.
  • Zuckeraustauschstoffe können bei übermäßigem Verzehr abführend wirken und unangenehme Bauchschmerzen hervorrufen.
  • Fertigprodukte mit Zuckerersatz enthalten häufig mehr Fett, um nicht an Geschmack zu verlieren. Eine Kalorieneinsparung ist daher nicht gegeben.
  • Neueste Untersuchungen zeigen: Der Verzehr von Zuckeraustauschstoffen, kann vor allem bei Frauen zu größerem Appetit führen. Du solltest deine Geschmacksnerven nicht zu stark an den süßen Geschmack gewöhnen.

Zuckerersatz kann gerade für Menschen mit Typ-1-Diabetes verlockend sein, um nicht direkt mit einer (erhöhten) Insulingabe reagieren zu müssen. Allerdings solltest du Produkte, die Süßungsmittel enthalten mit Bedacht wählen und nicht regelmäßig auf den Speiseplan stellen.

Übersicht zur Einordnung der Lebensmittel

In der folgenden Tabelle findest du Lebensmittel, die häufig, ab und zu oder nur in geringen Mengen bis gar nicht auf den Speiseplan einer gesunden, ausgewogenen Ernährung gehören. Hieraus lässt sich beispielsweise auch ein Tagesplan aufstellen, der dir gerade zu Beginn deiner Behandlung helfen kann, alle Komponenten einer gesunden Ernährung im Blick zu haben.

Grundlage Ab und zu Selten und nur kleine Mengen

Kohlenhydrate aus Getreide und Getreideprodukten
(Brot, Nudeln, Reis; Vollkornvarianten bevorzugen)

(mageres) Fleisch und Wurstwaren

Fertigprodukte oder stark verarbeitete Produkte

Gemüse (inkl. Kartoffeln)

Milch und Milchprodukte

Salzige Snacks (Chips und Cracker)

Obst

Eier

Zuckerhaltige Cerealien und Knuspermüslis (wie Cornflakes)

Hülsenfrüchte (Linsen, Kichererbsen, Bohnen)

Fisch

sehr Fettiges oder Frittiertes

Nüsse und Samen (Walnüsse, Leinsamen, Hanfsamen)

Pflanzenöle, idealerweise mit hohem Omega-3-Anteil

Süßigkeiten

Spezielle Diabetikerprodukte (z. B. Light Produkte)

Alkohol

Typ-1-Diabetes: Ernährung und Bewegung gehören zusammen

Um dauerhaft gesund zu bleiben, ist eine Kombination aus ausgewogener Ernährung und Bewegung wichtig. Du musst aber nicht unbedingt besonders viel Sport treiben, um deinen Blutzuckerspiegel positiv zu beeinflussen. Mäßige Bewegung kann den Blutzuckerspiegel bereits senken. Wenn du sportlich sehr aktiv bist, halte deinen Blutzuckerspiegel im Blick, damit es nicht zu einer Unterzuckerung kommt.

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